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Vor 2 Jahren starteten „déi gréng Miersch“ eine Initiative um mit Hilfe der Bürger Daten zur Luftqualität in unserer Gemeinde zu sammeln. Im Sinne von „Citizen Science“ ging es darum Messungen zur Feinstaubbelastung durchzuführen. Wir wollten wissen, ob das subjektive Empfinden vieler Bürger, dass die Atemluft in der Gemeinde stellen- und zeitweise eine gesundheitsgefährdende Verschmutzung aufweist gerechtfertigt ist.

Ein Grund für dieses Empfinden waren sicher auch Meldungen von hohen Belastungen durch Verkehr in größeren deutschen Städten wie Stuttgart. Hier entstand auch die Idee dieses Bürgernetzwerkes. Ein weiterer Grund ist auch, dass landesweit der Feinstaubgehalt in der Luft nur an vier Orten durch das Umweltministerium gemessen wird. Von diesen 4 Messpunkten befindet sich keiner in Mersch, und auch die Gemeinde hat bislang keine Maßnahmen zur Analyse der Merscher Luft unternommen.

Das Problem war, dass keine Messdaten zur Verschmutzung der Merscher Luft mit Feinstaub vorlagen. Déi gréng Miersch organisierten darauf hin 2 Workshops in denen insgesamt 18 Feinstaubsensoren gebaut wurden.

Diese Sensoren erfassen Feinstaubpartikeln der Dimensionen 2,5µm (PM2,5) und 10µm (PM10) sowie die Temperatur und die Feuchtigkeit der Luft. Über das eigene WLAN werden die Daten dann an die Initiative https://luftdaten.info/ übermittelt, wo sie übersichtlich mit einem Farbcode auf einer Landkarte dargestellt werden, oder als Grafik über die Zeit ausgelesen werden können. Natürlich sind die Messungen nicht so genau wie bei professionellen Messgeräten. Da aber viele Stationen messen kann man einen guten Überblick über die augenblickliche Belastung erhalten. Eine zusätzliche Internetseite (https://feinstaub.citysensor.de) ermöglicht es die Daten genauer zu analysieren.

Hier ist schön erkennbar, dass die Werte wegen des seit Wochen reduzierten Verkehrs unter den Grenzwerten liegen.

Gefahren durch Feinstaub

Feinstaub verursacht akute Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs . Er kann auch Asthmasymptome, Allergiesymptome und Atemwegsbeschwerden verstärken. Daneben gibt es ein gesteigertes Risiko von Mittelohrentzündungen bei Kindern, Beeinträchtigungen des Nervensystems, Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw. (https://de.wikipedia.org/wiki/Feinstaub)

Neuere Forschungen zeigen, dass besonders der PM2,5-Anteil am Feinstaub gesundheitsgefährdend ist, da Partikel dieser Größe bis in die Lungenbläschen gelangen können.

Einer EU-Studie (CAFE CBA: Baseline Analysis 2000 to 2020) zufolge sterben jährlich 65.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig durch Feinstaub.

Hier kann man sich auch die Frage stellen, ob die Sterblichkeit bei der aktuellen Pandemie, durch jahrelange Feinstaubbelastung, nicht erhöht ist.

Grenzwerte

Die Grenzwerte der EU Richtlinie (80/779/EWG) sind aus Rücksicht auf die Autoindustrie weniger streng als die Grenzwerte der WHO.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihren WHO-Luftgüte-Richtlinien folgende Grenzwerte für Feinstaub:

  1. Jahresmittel PM10 20 µg/m³
  2. Jahresmittel PM2,5 10 µg/m³
  3. Tagesmittel PM10 50 µg/m³ ohne zulässige Tage, an denen eine Überschreitung möglich ist.
  4. Tagesmittel PM2,5 25 µg/m³ ohne zulässige Tage, an denen eine Überschreitung möglich ist.

Die Richtwerte der WHO liegen damit deutlich unter den rechtswirksamen Grenzwerten der EU, die zum Beispiel für ihren Tagesmittelwert zulassen, dass er an bis zu 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf.

Messungen in Mersch

Werden die Grenzwerte in Mersch überschritten?

Innerhalb des Tages sicherlich öfters. Wenn der Nachbar die Holzheizung startet, oder ein Dieselfahrzeug mit laufendem Motor vor der Tür steht. Allerdings ist dies selten über mehrere Stunden der Fall, so dass der Mittelwert nur selten überschritten wird. Laut Umweltamt (https://environnement.public.lu/fr/loft/air/Polluants_atmospheriques/PM/historique-PM.html) geschieht dies an 5-15 Tagen im Jahr an anderen Orten. In Mersch ist das nach unseren Beobachtungen ähnlich.

Legt man die WHO Grenzwerte zu Grunde, müsste man um die Gesundheit der Bürger zu schützen strenger vorgehen, Holzheizungen überwachen und den Autoverkehr einschränken. Sollten die Grenzwerte verschärft werden (was angedacht wurde) müssen wir die Daten unseres Bürgernetzwerkes noch genauer analysieren und das Netzwerk noch erweitern. In der folgenden Graphik sieht man zum Beispiel wie der Messwert PM10 an Silvester 2019 in Mersch an 8 Messstationen überschritten wurden (bis zu 30 mal höher als der Grenzwert):

Fazit

Es gibt eine klare Belastung durch Feinstäube, und Feinstäube reduzieren die Lebenserwartung. Es ist deshalb wichtig die Entwicklung im Auge zu behalten, was durch das Bürgernetzwerk in Mersch geschieht.

Es ist aber noch wichtiger die Belastung zu reduzieren, durch weniger Autoverkehr und eine bessere Nutzung von Holzheizungen. Hier wäre es an der Gemeinde Mersch die Bürger zu sensibilisieren, nur dann Holz zu verbrennen wenn nötig, offene Kamine zu vermeiden (schlechter Wirkungsgrad) und nur trockenes Holz zu verwenden, das bei hohen Temperaturen verbrennen kann. Eventuell muss man auch in Zukunft über Filteranlagen nachdenken.

Leider besteht die Luftverschmutzung nicht nur aus Feinstaub. Auch Stickoxide und bodennaher Ozon belasten die Gesundheit stark. Auch hier wären Messungen nötig, allerdings gibt es noch keine erschwinglichen Sensoren um als Bürger ein Netzwerk aufzubauen.

Die Gemeinde Mersch könnte aber eine Messstation in Betrieb nehmen oder beim Staat vorsprechen, damit eine Messstation in Mersch errichtet wird. Immerhin steigt das Verkehrsaufkommen in Mersch stark an.

Ein kleiner Lichtblick ist der Umstieg auf Elektromobilität, der die Belastung der Bürger durch Luftschadstoffe sicher reduzieren wird.

Guy WEILER

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